Gewerkschaftsbund greift Konzerne an

Mindestlohn und Leiharbeit sind prägende Themen der Maikundgebung des DGB

Für die Würde des arbeitenden Menschen sei der Mindestlohn von 8,50 Euro erstritten worden - so begann DGB-Kreisverbandsvorsitzender Hans-Werner Heißmann-Gladow seine Rede. "Das ist ein Erfolg der Gewerkschaften und ihrer Mitglieder." Diese waren trotz des zunächst unbeständigen Wetters am 1. Mai wieder recht zahlreich zur Kundgebung am Dreiecksplatz gekommen.

Angesichts der Forderung nach Ausnahmen für einige Berufsgruppen fürchtete Heißmann-Gladow jedoch, der Koalitionsbeschluss solle "systematisch unterlaufen werden". Dann würde nur die Hälfte der Geringverdienenden den Mindestlohn erhalten und ein neuer Niedriglohnsektor entstehen. Der DGB wolle jedoch einen "universellen Mindestlohn", so der Kreisvorsitzende. "Dafür werden wir uns einsetzen."

"Der Missbrauch von Werkverträgen muss endlich ein Ende haben", schnitt Heißmann-Gladow ein anderes Thema an. Außerdem verlangte er eine Ausbildungsgarantie für Jugendliche. Die Europawahl nannte er eine Richtungswahl. Denn durch das Freihandelsabkommen mit den USA drohe eine Deregulierungswelle. Es könnten zum Beispiel unkontrollierte Lebensmittel in die Supermärkte gelangen, Unternehmer könnten die umstrittene Fracking-Methode zur Gasgewinnung einklagen. Bei dem Abkommen gehe es nur darum, "die Macht der Konzerne zu stärken".

Diese Macht drückt sich für Ulrike Jasper auch in der ungebührlichen Ausweitung der Leiharbeit aus. Die sei 1969 eingeführt worden, um vorübergehende Produktionsengpässe auszugleichen. Nach drei Monaten sei eigentlich "equal pay", gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, fällig. Doch für Firmen wie etwa die für Mohn Media tätige und dieser zu 48 Prozent gehörende Allgemeine Druck-Dienstleistung ADD seien noch "zehn Jahre vorübergehend". Als Betriebsrätin "der roten Partei" müsse sie sich dort mit notorisch unterbezahlten Beschäftigten irgendwo im Dunkeln, "hinter Paletten" oder Mülltonnen treffen, so die Verdi-Frau zum Betriebsklima.

Einer ebenfalls heimischen, nicht benannten größeren Baufirma warf Alwin Dopheide von der IG Bau vor, den Tarifvertrag unterzeichnet zu haben, aber nicht nach Tarif zu zahlen. "Das ist ein Skandal." Und obwohl die Branche boome, verschlössen sich die Arbeitgeber den Forderungen der Gewerkschaft in den aktuellen Verhandlungen. Am 5. Mai erwarte man ein faires Angebot. "Die Zeichen stehen auf Sturm."

Über Emotionen sprach Nursel Korkmaz, ihres Zeichens Gesamtbetriebsratsvorsitzende im Gebäudereinigerhandwerk. Sie erinnerte daran, dass in anderen Ländern Arbeitnehmer im Einsatz für ihre Rechte sogar im Gefängnis säßen. "Setzt euch für eure Interessen ein, seid laut, seid emotional!" Emotionen anderer Art weckte nach den Reden die Band Beatbox mit Rock- und Pop-Klassikern.