Maschinenfabrik Möllers entlässt 50 Mitarbeiter

Geahnt hatte schon mancher was in der Belegschaft der Beckumer Maschinenfabrik Möllers. Die gestrige Betriebsversammlung bestätigte die Befürchtungen: 50 Mitarbeiter müssen das Unternehmen verlassen, teilten Geschäftsführung und Betriebsrat am Mittag mit.

Die in der mehr als 60-jährigen Geschichte des Unternehmens einmalige Personalmaßnahme gehört zu den Resultaten rund viermonatiger Verhandlungen zwischen der Unternehmensleitung und der Mitarbeitervertretung. Frank Kegelmann, seit 1. Juni Geschäftsführer bei dem Beckumer Maschinenbauunternehmen, spricht von einem „umfassenden Kostensenkungs- und Outsourcing-Programm“, das den Personalabbau in größerem Umfang leider unumgänglich mache. Zum konsequenten Handeln veranlasst sieht sich die Geschäftsführung wegen der schwachen Entwicklung des Unternehmens, die die Restrukturierungsmaßnahme zwingend erforderlich mache.

Nach Rekapitalisierung der Möllers Group und betriebswirtschaftlichen Analysen kam die neue Unternehmensführung zu dem Schluss, dass die Beschränkung auf Kernkompetenzen und damit die Rückführung der Belegschaft von 267 Mitarbeiter Anfang 2013 auf 180 das Gebot der Stunde seien. Damit, so erklärt Kegelmann, sollen die Rahmenbedingungen und insbesondere die Lohnsummen wiederhergestellt werden, in denen das Unternehmen bis zum Tod des früheren Firmenchefs Richard Birkenfeld erfolgreich gewesen sei.

Die Trennung von Leiharbeitskräften und Ruheständlern hat diese Vorgabe nur zum Teil zu erfüllen gemocht. Daher kommt es in einem zweiten Schritt nun zu 34 Versetzungen und der Entlassung von 50 Mitarbeitern, überwiegend aus dem Bereich Produktion. Ihnen wird der Wechsel in die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft „Transfergesellschaft West“ angeboten. Für maximal ein Jahr wären sie dort vom 1. September an finanziell abgesichert und würden individuell für eine Weitervermittlung geschult. Der Eintritt in die Transfergesellschaft steht den Betroffenen frei. Nach Angaben Kegelmanns bringt die Firme Möllers insgesamt 1,5 Millionen Euro für die Finanzierung der Transfergesellschaft und die Auszahlung von Abfindungsleistungen auf.


Missmanagement führt in die Krise

Die Gründe für die wirtschaftliche Schieflage des Traditionsunternehmens sieht die aktuelle Geschäftsführung in Managementfehlern während der letzten Jahre.

Insbesondere Investitionen in den Maschinenpark unter der Ägide mehrfach wechselnder Geschäftsführungen haben laut Kegelmann zum Aufbau eines Kostenapparates geführt, den es in der Ära Birkenfeld nicht gegeben habe. Es sei ein Fehler gewesen, alles „bis zur letzten Schraube“ selber produzieren zu wollen.

„Die Belegschaft ist betroffen über den hohen Stellenabbau“, schilderte Betriebsratsvorsitzender Manfred Kreutz die Stimmung nach der Betriebsversammlung. Bei der Zustimmung zum Restrukturierungsplan, der auch die schwierige Aufgabe der Personalauswahl nach sozialen Kriterien mit sich brachte, habe der Betriebsrat die „Wahl zwischen Pest und Cholera“ gehabt. Letztlich sei es darum gegangen, die Insolvenz des Unternehmens zu vermeiden.

Robert Bange, als Bevollmächtigter der IG Metall mit am Verhandlungstisch, zeigt sich derweil gedämpft optimistisch, dass die vom Stellenabbau betroffenen Möllers-Mitarbeiter innerhalb des Transferjahres in neue Stellen vermittelt werden können. „Wenn auch nicht unbedingt im unmittelbaren Umfeld des bisherigen Arbeitsplatzes“, schränkt der Gewerkschafter ein.

Bei der Suche nach Alternativen für die Freigesetzten möchte sich auch Geschäftsführer Kegelmann einbringen. Er schrecke dabei nicht vor Anrufen bei den Wettbewerbern in der Nachbarschaft zurück“, erklärte er gestern im Gespräch mit der „Glocke“.

Mit-Geschäftsführer Volker Kugel stellte derweil klar, dass die Produktpalette der weltweit tätigen Maschinenfabrik nicht eingeschränkt wird. Vielmehr gehe es bei der Re-Organisation um die Professionalisierung der Prozesse.


Kommentar

Die letzte Chance

Auch wenn die Geschäftsführung Standortsicherung und Konsolidierung der Maschinenfabrik Möllers verheißt: Der gestern verkündete Einschnitt ist tief. Die Massenentlassung trifft 50 Facharbeitskräfte, für die nun eine Zeit der Unsicherheit und Existenzsorgen bevorsteht. Dass ihre Vermittlungsaussichten auch nach Gewerkschaftseinschätzung nicht schlecht sind, mag dabei mehr als nur ein schwacher Trost sein.

Dennoch kommt es nun darauf an, dass alle Beteiligten energisch zusammenwirken, um für alle freigestellten Beschäftigten die Dauerkundschaft bei der Agentur für Arbeit zu vermeiden.

Und die Firma Möllers? Ihre Führung hat nun zu beweisen, dass das große Opfer gerechtfertigt ist. Allzu viel muss bei den seit 2009 kommenden und gehenden Chefs am Sudhoferweg schiefgelaufen sein.

Dies ist die letzte Chance.


Hintergrund

Die Möllers Group ist seit ihrem Gründungsjahr 1952 ein Unternehmen für Maschinen- und Anlagenbau. Über die heimische Industrie hinaus erlangte sie im Laufe der Jahre globalen Status. Weltweit hat Möllers eine Vielzahl von Tochterunternehmen und Beteiligungen, unter anderem in Nordamerika, Russland und Singapur. Das Unternehmen fertigt branchenspezifische Produkte für die Chemie-, Baustoff-, Lebensmittel- und Düngemittelindustrie und ist insbesondere auf Verpackungsanlagen spezialisiert. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung vor mehr als 60 Jahren mit einem Exportanteil von rund 80 Prozent zu einem „global Player“ geworden.