Sanierung der Villa Hagedorn verzögert sich

Der mächtige Eisenträger unter der Decke des Sitzungsraums verschwindet nicht hinter einer Verkleidung, sondern bleibt „schön hergerichtet“ (Architekt Dino Lilge) sichtbar – als Symbol für die künftigen Nutzer des Gebäudes. Schließlich baut die Industriegewerkschaft (IG) Metall Gütersloh-Oelde die Villa Hagedorn am Bahnhof in Rheda derzeit zu ihrer neuen Zentrale um.

Der mächtige Eisenträger unter der Decke des Sitzungsraums verschwindet nicht hinter einer Verkleidung, sondern bleibt „schön hergerichtet“ (Architekt Dino Lilge) sichtbar - als Symbol für die künftigen Nutzer des Gebäudes. Schließlich baut die Industriegewerkschaft (IG) Metall Gütersloh-Oelde die Villa Hagedorn am Bahnhof in Rheda derzeit zu ihrer neuen Zentrale um.

Weil es einige unerwartete Schwierigkeiten gab, ist das Projekt jedoch in Zeitverzug geraten. Ursprünglich wollten die Metaller in diesem September in die um 1900 errichtete, denkmalgeschützte Fabrikantenvilla einziehen und die bisherigen Standorte in Gütersloh sowie Oelde auflösen. Doch daraus wird nichts. Die Erste Bevollmächtigte Beate Kautzmann rechnet nun mit der Fertigstellung „im Dezember“.

Der hauptsächliche Grund für die Verzögerung sind nach Angaben des Architekten Probleme mit Wasser. Überraschenderweise sei die Villa nämlich nicht mehr an die Kanalisation angeschlossen gewesen. Lilge: „Wir haben Wasser aus dem Keller gepumpt, doch statt in den Kanal zu fließen, lief es uns an anderer Stelle wieder ins Gebäude.“

Die Folge: Die Stadt stellte einen neuen Anschluss her und alle Entwässerungsleitungen rund ums Haus mussten erneuert werden. In dem Zuge wurden auch die Kelleraußenwände freigelegt, gesäubert, verputzt und neu isoliert – was zu Mehrausgaben und zu Zeitverzögerungen führte.

Deshalb konnte auch erst kürzlich hinter der Villa mit der Errichtung des neuen Treppenhauses und eines eingeschossigen Anbaus begonnen werden, der Funktionsräume für den bis zu 60 Personen fassenden Saal enthält. Zu den Mehraufwendungen sowie zu den Sanierungskosten insgesamt machen Kautzmann und Lilge keine Angaben. Das sei Sache der Treuhandverwaltung Igemet, der das Gebäude gehöre und die den Umbau finanziere. Doch auch in Frankfurt hüllt man sich in Schweigen.

Fest steht laut Kautzmann aber: „Unsere Mitglieder müssen keine Angst haben, dass hier Geld versenkt wird.“ Die Mehrausgaben werden dem Architekten zufolge unter anderem durch den Verzicht auf eine Dachgaube und einen separaten Kellereingang sowie durch die Dacheindeckung mit einer Bitumen-Bahn (wie am Bahnhof) statt mit Ziegeln kompensiert. Die heimische Gewerkschaftsorganisation wird die Villa Hagedorn zunächst einmal für 15 Jahre von der Igemet mieten. Probleme an den bisherigen Standorten gibt es laut Kautzmann durch den späteren Auszug nicht. In Oelde sei man in einem eigenen Gebäude untergebracht und in Gütersloh habe man sich mit dem Vermieter arrangiert.

 

Denkmalschutz spielt wichtige Rolle

Wer derzeit durch die Villa Hagedorn geht, braucht noch eine gewisse Portion Fantasie, um sich vorzustellen, dass es „sehr schön wird“, wie die Bevollmächtigte Beate Kautzmann verspricht. Aber erste Vorarbeiten des auf die Sanierung alter Bausubstanz spezialisierten Malerbetriebs Zehles aus Rheda-Wiedenbrück sind vielversprechend. Ausgebesserte Wände sowie weiß vorgestrichene Türen, Zargen, Holzwerke und Stuckdecken fallen ins Auge.

Richtig loslegen kann Malermeister Patrick Zehles mit seinem Team allerdings erst, wenn die Elektriker und Heizungsbauer alle Leitungen verlegt haben. Im Keller stemmen derzeit andere Handwerker den Putz von den Wänden, um das alte Ziegelmauerwerk wieder freizulegen.

Auch das gehört zum Denkmalschutz, der bei dem Umbau eine wichtige Rolle spielt. Verzierungen an Fassade und Dach, Fenster mit Bleiverglasungen, alte Wand- und Bodenfliesen, das Foyer mit seiner beeindruckenden Holztreppe, ein mächtiger Kamin, die Dielenböden und manch alter Guss-Heizkörper – der Architekt muss viele Details mit den Denkmalexperten von Stadt und Land abstimmen.

Derzeit geht es vor allem um die alten Holzfenster auf der Vorderseite der Villa. Diese aufwändig aufarbeiten und aus Wärmeschutzgründen innen ein zweites Fenster davor setzen oder aber neue, den modernen Ansprüchen genügende Holzfenster mit den historischen Profilen einbauen – zwischen diesen beiden Möglichkeiten liegen einige zigtausend Euro Preisunterschied. Lilge: „Wir werden eine Lösung finden, die beide Seiten zufriedenstellt. Die Zusammenarbeit mit den Denkmalschützern ist gut.“

13 IG-Metall-Mitarbeiter ziehen in die umgestalteten Räume der Villa Hagedorn ein. 240 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung, etwas mehr als bisher zusammen in Gütersloh und Oelde. Die Lage der neuen Verwaltungsstelle inmitten des Kern-Geschäftsgebiets und gegenüber dem Bahnhof Rheda ist für Beate Kautzmann „einfach ideal“, weil eben nicht alle Mitglieder über ein Auto verfügen. „Es kommen sehr viele Mitglieder persönlich in unsere Geschäftsstellen. Täglich sind etwa zehn Kollegen allein für eine individuelle Arbeits- oder Sozialrechtsberatung im Einsatz“, freut sich die Erste Bevollmächtigte schon auf die neuen Arbeitsbedingungen am neuen Standort.