Gewerkschaft fordert Tarifvertrag

Für die rund 150 Beschäftigten der Firma Procast Guss am Standort Gütersloh ist am Dienstag der Anerkennungstarifvertrag ausgelaufen. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter der Christophorus-Hütte an der Brockhäger Straße 4,3 Prozent weniger Lohn erhalten. Die Geschäftsleitung erklärt, um den Standort zu sichern, müssten weiter Kosten eingespart werden.

Von unserem Redaktionsmitglied Regina Bojak Gütersloh (gl). Für die rund 150 Beschäftigten der Firma Procast Guss am Standort Gütersloh ist am Dienstag der Anerkennungstarifvertrag ausgelaufen. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter der Christophorus-Hütte an der Brockhäger Straße 4,3 Prozent weniger Lohn erhalten. Die Geschäftsleitung erklärt, um den Standort zu sichern, müssten weiter Kosten eingespart werden.

„Wir haben eine exzellente Auftragslage“, sagt Klaus Günter. Seit März ist er zusammen mit Sebastian Sieber Geschäftsführer von Procast Guss. Die Gewinne sprudelten allerdings „Wir haben eine exzellente Auftragslage“, sagt Klaus Günter. Seit März ist er zusammen mit Sebastian Sieber Geschäftsführer von Procast Guss. Die Gewinne sprudelten allerdings noch nicht. Deshalb setzt die Standort-Leitung auf weitere Unterstützung durch die Belegschaft. Unterfüttert mit einem Zukunftskonzept solle die aktuell positive Entwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren gefestigt werden.

Nachdem die Firma – wie berichtet – Ende vergangenen Jahres aus der Fachgruppe Metall des Unternehmerverbands ausgetreten war und damit aus der Tarifbindung, hatte die IG Metall mit Procast einen so genannten Anerkennungstarifvertrag ausgehandelt. „Die Arbeitnehmer haben dadurch eine Sonderzahlung von 100 Euro im März erhalten. Ab April galt die Lohnerhöhung des Anfang des Jahres ausgehandelten Flächentarifvertrags über 4,3 Prozent“, erläutert Beate Kautzmann, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde. Aber eben nur bis zum 31. Juli. Ab August gelte für die Procast-Guss-Mitarbeiter wieder der alte, niedrigere Tarif.

In Gesprächen mit Klaus Günter und Sebastian Sieber will die Gewerkschaft erreichen, dass sich das Unternehmen wieder dem Unternehmerverband anschließt und damit dem gültigen Tarifvertrag. Auch auf einen neuen Anerkennungstarifvertrag könne sich die IG Metall einlassen, sagt Kautzmann. Aber die Verhandlungen hätten gezeigt, dass Procast vielmehr auf einen weiteren Verzicht der Arbeitnehmer dränge. Auf rund 750 000 Euro jährlich sollen die Beschäftigten verzichten, erläutert Kautzmann. Die Firmenleitung biete unterschiedliche Maßnahmen an: unbezahlte Mehrarbeit sowie der Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld seien nur einige Vorschläge.

„Die Beschäftigten sind bereit, für einen Zeitraum von fünf Jahren Einbußen in Kauf zu nehmen“, sagt die IG-Metall-Geschäftsführerin. Aber sie erwarteten auch, dass in den Standort Gütersloh investiert werde. Um wettbewerbsfähig zu bleiben müssten zum Beispiel einige Maschinen in der Gießerei modernisiert und erweitert, eine Halle für bereits bearbeitete Rohguss-Teile müsste gebaut werden.

„Nur Forderungen zu stellen, funktioniert nicht“, sagt sie. Wenn es von Procast Guss verbindlich zugesagte Investitionen und einen Anerkennungstarifvertrag gebe, trage die Belegschaft Einschnitte mit. Weiter verhandelt wird am 11. September.


Hintergrund

- Die Christophorushütte an der Brockhäger Straße gehörte bis Mai 2016 zum Landtechnik-Hersteller Claas in Harsewinkel und firmierte unter dem Namen Claas Guss. 2016 trennte sich Claas von seiner Beteiligung an der Gießerei. Die Eisengießerei, die 1948 gegründet wurde, erhielt einen neuen Namen: Procast Guss GmbH.

- Betriebsvereinbarungen für die Mitarbeiter sowie Verträge mit Kunden und Lieferanten waren eins zu eins übernommen worden. Dass Veränderungen anstünden, war vom damaligen Geschäftsführer von Claas Guss, Karlheinz Kalze, nicht ausgeschlossen worden. Das Wettbewerbsumfeld sei von Überkapazitäten gekennzeichnet.

- Ende 2017 war Procast Guss aus der Fachgruppe Metall des Unternehmerverbands ausgetreten und damit aus der Tarifbindung. Die Belegschaft reagierte mit Streiks.

- Aktuell wird in zwei Schichten, in Teilbereichen auch in drei Schichten gearbeitet.

- Modernisiert und erweitert worden ist die Christophorushütte zuletzt 2013/14 für rund 8,1 Millionen Euro. (rebo)


Appell an Beschäftigte

Sebastian Sieber und Klaus Günter appellieren an die rund 150 Mitarbeiter der Christophorushütte an der Brockhäger Straße, die Geschäftsleitung dabei zu unterstützen, Kunden langfristig an das Unternehmen zu binden. Dazu sei es jetzt erforderlich, den Auftragsbestand zügig abzuarbeiten. Dazu sei Mehrarbeit notwendig, sagt Klaus Günter. Die werde selbstverständlich vergütet - mit Zuschlägen, ergänzt Sieber. „Wir würden uns sehr freuen, wenn die Arbeitnehmer mitmachen.“

Bisher sei die Belegschaft bereit gewesen, die erforderliche Mehrarbeit zu leisten, betont Sieber. Für das kommende Quartal sei noch keine Bereitschaft signalisiert worden. Dabei sei das gerade bei der aktuellen guten Auftragslage wichtig. Wenn Procast zuverlässig liefere, sei es auch möglich, die Preise zu erhöhen. Das sei ein Pfeiler, um die sichere Basis der Gießerei zu festigen.

Die Kritik, Ergocast Guss, der die Christophorushütte 2016 als Gesellschafter vom Harsewinkeler Landmaschinen-Hersteller Claas übernommen hatte, investiere nicht genug am Standort Gütersloh, weisen Sebastian Sieber und Klaus Günter zurück. Zwar seien bisher keine neuen Maschinen gekauft worden, aber der Gesellschafter habe bei der Übernahme eine hohe Bankverbindlichkeit abgelöst. „Ohne diese Investition würde der Betrieb nicht mehr existieren“, sagte Sieber der „Glocke“.


Fachkräfte sind schwer zu finden

Bereits im Juni hatte die Geschäftsleitung von Procast Guss mitgeteilt, dass die Auftragslage so gut sei, dass man in drei Schichten arbeiten und dafür auch weiteres Personal einstellen wolle. Die Vorbereitungen für einen Drei-Schicht-Betrieb nähmen noch einige Zeit in Anspruch, sagte Sebastian Sieber am Mittwoch beim Gespräch mit der „Glocke“. Für die Erweiterung der Produktionskapazität sei geplant, 15 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Es sei jedoch schwierig, Fachkräfte zu finden, erklärt der Geschäftsführer. Der Fachkräftemangel sei auch bei Procast Guss d Bereits im Juni hatte die Geschäftsleitung von Procast Guss mitgeteilt, dass die Auftragslage so gut sei, dass man in drei Schichten arbeiten und dafür auch weiteres Personal einstellen wolle. Die Vorbereitungen für einen Drei-Schicht-Betrieb nähmen noch einige Zeit in Anspruch, sagte Sebastian Sieber am Mittwoch beim Gespräch mit der „Glocke“. Für die Erweiterung der Produktionskapazität sei geplant, 15 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Es sei jedoch schwierig, Fachkräfte zu finden, erklärt der Geschäftsführer. Der Fachkräftemangel sei auch bei Procast Guss deutlich spürbar. Ein Gespräch mit dem Jobcenter stehe jedoch noch an.